Stippvisite im Backofen: Friedensfahrt Leipzig-Brno 2011

Erlebt und aufgeschrieben von Zwinki (zwinki2 @ gmx . de)

@(#) Jun 22 2011, 15:00:12

Übersicht

Einleitung
Anreise
1.Etappe (2.6.): Leipzig - Altenberg 151 km
2.Etappe (3.6.): Altenberg - Melnik 161 km
3.Etappe (4.6.): Melnik - Horni Bradlo 135 km
4.Etappe (5.6.): Horni Bradlo - Brno 158 km
Stadt und Heimfahrt (6.6.)


Einleitung

Zum dritten Mal hintereinander nahm ich an der Friedensfahrttour teil (vgl. www.itf-radreisen.de ), die ursprünglich einmal - so lange es sie noch gab - auf der Originalroute der "richtigen Friedensfahrt" mit Zeitvorsprung vor dem Profifeld gefahren wurde. Mittlerweile führt sie vorwiegend durch Tschechien und Polen. Mich lockte diesmal vor allem der Teil nach Melnik, der mir neu sein würde.

Die Rückreise von Brno sollte mit dem Zug erfolgen, erfuhr ich auf Nachfrage, die Rennräder würden dabei per Lkw transportiert. Hm, hoffentlich klappt das alles, ich habe so meine Erfahrungen mit Scheunemann-Reisen ;-)

Wieder machten meine altgedienten Radkumpel Mary und Frank mit, Frank betreute erneut das Buffet. Ansonsten fanden sich ausreichend alte Bekannte. Die Truppe ist sehr OK.

Das Schicksal versuchte mehrfach, mich an dieser Fahrt zu hindern: Am Montag vor dem Start zu Himmelfahrt wurde mir beim Kieferchirurgen eine Wurzel entfernt; das war nicht ganz einfach und machte doch noch leichten Ärger. Aber ich spürte, dass ich fahren konnte. Weitere Ereignisse waren:

nein, es half alles nichts, ich musste fahren.

Anreise

Viele der etwa 70 Teilnehmer (auch aus dem Rheinland, Bayern, Niedersachsen ...) waren schon am Vortag den ca. 140km langen Prolog von Ludwigsfelde nach Leipzig gefahren (es soll sehr kühl, aber rückenwindig gewesen sein) - ich konnte trotz Kirchentag-Gedränges ungeschoren mit dem Zug von Dresden nach Leipzig gelangen und quälte mich dann auf Radwegen an überfüllten Schnellstraßen zur Jugendherberge.

Naja, Jugend ... der grauhaarige Anteil war diesmal auch nicht gerade gering, ich zähle selbst ja dazu. Und Herberge? Eher Kaserne. Grüne Stahltüren, ich im Zimmer 508, alles total kahl und lieblos, das Personal abweisend, Essensraum erinnert an Schulspeisung ... das Haus ist so eine Art umgebautes Arbeiterschließfach, wie die Neubau-Wohnsilos zu DDR-Zeiten gern genannt wurden.

Dafür viele nette Bekannte, die mir zwei Hiobsbotschaften überbrachten: Zum ersten sei das Auto von Peter Scheunemann, unserem Chef de Misere, kaputt gegangen. Er versuche nun schnell, ein neues zu besorgen. Zum zweiten soll der Lkw-Fahrer noch keine Fahrzeugpapiere vom Mietfahrzeug haben und offiziell gar nicht nach Tschechien können. Was wirklich los war, habe ich nicht erfahren, aber am Ziel in Brno hielt man stolz irgendwelche Papiere hoch, man sei nun offiziell. Das alles blieb nicht das einzige Abenteuer.

1.Etappe (2.6.): Leipzig - Altenberg 151 km

151 km, 1950 Höhenmeter, 23.1 km/h (6:31/7:20) starker Rückenwind, Sonne, später kurz Regen

Das Schnarchen in der Nacht war uninteressant, aber altersbedingte Unruhezustände in sehr frühen Morgenstunden, die zu Raschel-, Wasch- und Packorgien führen, regten mich zwei Nächte lang auf. Ab dann war ich nur noch mit dem Zimmerkollegen Hartmut zusammen, und die Welt wurde friedlich.

Früh erschienen Scheunemanns mit neuem Auto (improvisieren kann er, das muss man ihm immer wieder lassen), mit dem aber kein Fahrrad mehr im Notfall transportiert werden konnte (also: Lkw oder gar nicht). Das Gepäck wurde eingepackt. Peter Feige hatte eine Sonderanfertigung eines Pullovers an:

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Seinen Blog kann ich nur empfehlen (leicht zu ergoogeln).

Andere erschienen wenigstens in der Kontour nicht so sportlich:

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Wieder andere versprachen, nicht so zu jagen:

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Langsam waren sie dennoch nicht. Die "Thüringer Bergziegen" hielten ihr Versprechen - hoffentlich haben sie bei ihrer Jagd auch genug gesehen ...

Wir fuhren geschlossen auf Schleichwegen (besser als meine gestrige Odyssee) zum Augustusplatz zum offiziellen Start, wo schon die Leipziger warteten sowie einige alte Bekannte, die nur einen Teil der Etappe mitfuhren:

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Dann ging es bretteben durch die Leipziger Tieflandsbucht, oft mit starkem Rückenwind, wodurch auch mal 45km/h im Konvoi gefahren wurden. Das machte natürlich Laune. Das dicke Ende in Form von immer mehr Bergen wartete dennoch auf uns. Die Sonne schien, es lief gut. Ab Rochlitz erste leichte Wellen, dann immer mehr. Nach 60km und erstaunlicherweise "nur" 27 km/h Schnitt das erste Buffet, exquisit wie immer:

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Mary fuhr mir weg, der alte Kumpel Edgar ebenfalls. Er "lernte" mit 64 das Rennradfahren, war nun ca. 73 und fuhr mir inzwischen auch oft genug davon. Nicht, dass ich drastisch langsamer geworden wäre ... will nur sagen: Mit dem Erreichen des so genannten Rentenalters ist noch lange nicht Schluss, liebe Freunde. Das bewies unser "Nestor" Siggi Wustrow mit seinem 75 Lenzen auch wieder einmal.

Nach 100km in Freiberg hatten wir etwa 700 Hm zusammen. Nun kamen aber wirkliche Anstiege. Nach dem zweiten Buffet der berüchtigte Berg von Weißenborn, 14% und danach kein Ende, wo man wahrhaftig nicht mehr frisch war. Ich fuhr viel allein. Vor Frauenstein kamen ein paar Tropfen, es wurde kühler, und ich zog lange Sachen an (bei 13 Grad sehr anzuraten). Der Rucksack wurde deutlich kleiner. Es ging immer weiter hoch, wie im Erzgebirge so üblich. Die lange Runde führte von Rehefeld nach Altenberg - eine obermiese, stark befahrene Straße, die ich erst vor ca. 4 Wochen fuhr, die schenkte ich mir. Die kurze würde schwerer und interessanter sein. Das stimmte.

Vor Hermsdorf links ab hinab nach Schönfeld. Bei einer RTF war ich dort schon einmal, aber ich wusste nicht mehr, dass es in dem langgezogenen, wunderschön gelegenen Dorf auch einige Rampen mit 13-14% gibt. Das tat weh. Weil ich keinen Navi habe, sondern nach Karte fahre und die ausgeteilte mit der Route wieder zu grob war und Schilder fehlten, fuhr ich alles durch bis zum Sattel oberhalb von Oberpöbel (diesen Ort unterschlug die Karte gleich ganz) und dann zurück zum Berg hoch nach Bärenfels und Schellerhau. Im 10. Schuljahr, noch ohne Gangschaltung, schob ich den. Nun konnte ich ihn erstmals fahren. Ja, das war schwer, es ging bis Ortsende nur hoch, in Bärenfels sogar mal eine 15%-Rampe.

Die Jugendherberge in Altenberg fand ich nur nach Telefonat, aber sie war das blanke Gegenteil von Leipzig. Neben unserem Schlafzimmer sogar ein Sitzzimmer mit Tisch und Tischdecke (in Leipzig undenkbar), sehr nette Betreuung, gutes Essen und ein heißer Tipp: Ganz in der Nähe ist das aufgegebene Biathlon-Schießstadion, das zum Biotop geworden sein soll. Dort soll es irre Orchideenwiesen geben.

Das stimmte. Leider kamen nur Wenige mit:

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Es handelt sich um das größte Vorkommen des breitblättrigen Knabenkrauts im Osterzgebirge, mehr noch als auf den berühmten Geisingwiesen, wo im Frühjahr Tausende hinströmen.

Mary, die doch so schnell fuhr, hatte den gleichen Schnitt wie ich - und Krämpfe. Die Strecke war wirklich nicht einfach wegen der immer steileren Berge am Ende.

Ich hatte Mordshunger und Durst. Das Essen war gut. Nur der Capuccino ist in der DB-Lounge um Längen besser ;-)

2.Etappe (3.6.): Altenberg - Melnik 161 km

161 km, 1800 Höhenmeter, 23.0 km/h (7:00/7:40h), 18-33 Grad

Durch das Sauna-Vorzimmer

Ein Unruherentner aus unserem Zimmer scheuchte mich 6:00 endgültig aus den Federn, nachdem er sich bereits 5:00 im offenen Nebenraum gewaschen hatte. Wir fuhren zur Erwärmung erst einmal von ca. 750m hoch auf 900m nach Zinnwald bei herrlicher Sonne und wie immer Wind. Selbst in dieser Höhe konnte man 8:00 früh schon in kurzen Sachen fahren. Die versprochene Polizei, die uns auf der B170 zur Grenze begleiten sollte, spielten wir selbst - es war sowieso keiner da.

Die einst spiegelglatte Straße von Mikulov hinab nach Hrob hatte seit dem letzen Winter gefährliche, nicht immer gut sichtbare Schlaglöcher. In diesem Jahr waren die tschechischen Straßen eigentlich immer besser saniert als die deutschen, doch Ausnahmen bestätigen die Regel - es gab noch diverse Ausnahmen an diesem Tag. So, wie da einige hinabrasten ... das hätte böse ausgehen können.

Auf mir gut bekannten Straßen (Hrob, Strelna, Kostany) ging es durch das böhmische Becken hindurch:

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Braunkohle, Kraftwerke und Chemie, viel Grün und Berge (hier der Boren, ein bemerkenswerte Basaltberg, an dem auch geklettert wird) sind typisch.

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Dank Rückenwinds - fast der letzte unserer ganzen Fahrt - ging es sehr schnell, ich erreichte über 28 km/h Schnitt. Ein letztes Mal ging es bergab:

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Noch war die Welt in Ordnung. Ab Ohnic hatte unser Tourenaustüftler Detlef Römer eine neue Variante in petto, die auf der Karte nicht als Straße erschien. Gefahren war er sie noch nicht, nahm aber an, dass es ein asphaltierter Weg sein würde.

Nun ja, dieser steilte bald auf 15% auf, war miesester Asphalt in dunklem Wald, doch das kenne ich. Oben dann 17%, und es wurde schon recht warm. Vor mir versuchte ein Lockenkopf aufzusteigen, fiel dabei um und lag plötzlich auf dem Rücken mit den Beinen nach oben. Ich sah das früher schon einmal und weiß immer noch nicht, wie man das macht.

Der Anstieg war heftig und lang, dann bog die Straße rechts ab. Geradeaus führte ein Sandweg, der schnell nach ein paar km ganz unbefahrbar werden könnte. Diesen müsste es aber laut Karte gehen ... nicht lange überlegt, sofort rechts ab und alle schwer erkämpften Höhenmeter wieder verschenkt. Ich fuhr über Upor nach Svetec ab und hatte dabei sogar nette Ausblicke:

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(der Turm halbrechts gehört zu Teplice). Die "übliche" Straße unten hoch nach Kostomlaty war spiegelglatt und neu gemacht. Natürlich hieß es jetzt trotzdem von ca. 200m auf 590m ansteigen bis zum Pass am Milleschauer (Milesovka), doch es fuhr sich gut. Witzig aber, dass ich viele "Originalfahrer" ein- und überholte, sofern sie schon da waren, trotz meines großen Umwegs. Mary traf ich auch - es gab ein abgebrochenes Schaltauge und damit Ende der Tour für den Fahrer, ansonsten Pannen und Gefluche: Der Originalweg war weiter unten und sogar schlimmer als das, was ich sah - es wäre wohl selbst für MTBs nicht einfach gewesen, meinte Mary. Habe doch den richtigen Riecher gehabt :-)

Von nun an mied ich Varianten, die nicht als Straße auf der Karte erschienen. Diesen ersten Feldweg taufte ich nach seinem Entdecker Detlef Römer "Römerstraße". Klar, die Römer kannten noch keinen Asphalt :-) Aber ich denke, er kennt jetzt die Tücken solcher Art Planung, er war einfach zu "mutig".

Auch die lange Abfahrt nach Milesov hinab war inzwischen vom Feinsten. Dann steil hoch am Ostry vorbei (maximal 13%) und danach wie gehabt ein landschaftlicher Leckerbissen:

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(links der Milleschauer dominant, rechts der Ostry)

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Rechts grüßten aus der Gegend von Louny die eigenartigen, bis 500m hohen Grasberge wie Oblik und Mila herüber:

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Wir fuhren an der Hazmburk vorbei:

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Nach 70km kamen wir endlich nach Libochovice. Im Schloss das erste Buffet. Mary versuchte, einen Pfau zu füttern:

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Der wollte aber nicht. Auch andere Bräute gab es zu sehen:

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Das Schloss war nicht restauriert und trotzdem ansehnlich:

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Es war schon sehr, sehr warm geworden. Ich wollte trotzdem die große Runde über Duba und dann durch Kokorinsko fahren. Kannte ich zwar zum größten Teil, ist aber immer wieder schön. Halina wollte mitkommen. Mary war auch dabei. Zu dritt fuhren wir auf teils rauem Asphalt durch mir neue Ecken, Mary half uns dabei mit ihrem Navi. Allerdings machte der die Straßen nicht besser. Vor allem nach Martineves hoch gab es eine einfach grausame, endlose Piste, nur Schlaglöcher und Sand mit Asphalt dazwischen. Nicht wieder über Römerstraßen schimpfen: Das sah man auf der Karte vorher nicht.

Wir fuhren am Rip, dem "heiligen Berg", auf dem Tschechien gegründet wurde, vorbei. Es war irre heiß. Wir hatte uns schon vorher etwas zu trinken geholt und waren dennoch ziemlich trocken. Obendrein gab es nur Krabbelwasser, worauf Mary ankündigte, dass sie danach furchtbar rülpsen müsse. Das bewies sie sehr eindrucksvoll. Halina und mich wippte es fast vom Rad.

Meine Füße schmerzten gräßlich, denn die neuen Schuhe waren noch nicht weit genug für die Hitze, und meine verkrüppelten Zehen und Fußnägel taten ihr übriges. Ich musste erst einmal heraus aus den Schuhen. Wir saßen an einem Teich,

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als plötzlich Frösche derart laut zu quaken begannen, dass sie die Auto-Alarmanlage gegenüber übertönten und noch lauter als Mary gewesen wären, hätte sie in dem Moment gerülpst. Als ich das Geschrei aufnehmen wollte, hörten sie auf. Gemein.

Über eine der wenigen Brücken ging es dann bei Steti über die Elbe. Ein Auto überholte, es war kaum noch Platz für uns auf der extrem schmalen Fahrbahn.

In Steti braucht man sich wohl nichts anzusehen, das merkte ich schon früher. Aber der Berg hinaus auf die Höhe mit seinen bis zu 13%, der hatte was für sich in der Mordsschwüle. Halina und Mary wollten inzwischen beide die lange Runde abkürzen. Sie bogen dann oben rechts ab, ich wartete wegen eines Missverständnisses vergeblich. Inzwischen überholten mich Isabell und ein weiterer Fahrer. Ich war also nicht allein.

Die Strecke hoch Richtung Duba war mir neu, nicht schwer und recht nett. Nur war es eben zu heiß. 33 Grad, uff. Am Buffet in Tuhan bei Frank angekommen, traf ich Isabell & Co. wieder und konnte mich erst einmal satt trinken. Und die Füße kneten, die wieder stark schmerzten.

Ich fuhr vor den beiden Anderen los. Wie erwartet wurde es vor Duba steiler, von links grüßte bereits der Berg Bezdez (Bösig):

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Danach ging es auf teils rauer Straße ins Kokorin:

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Ab Kreis Melnik wieder glatte Straße, raue Abfahrt und danach ab Raj die bekannte genussvolle Abfahrt durch das Kokorin-Tal (beide Fotos von früheren Jahren):

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Unter der Burg Kokorin schon wieder Füße kneten, dann schob ich mich die immer wieder fetzige Serpentine an der Burg vorbei hoch:

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Vier Fahrer kamen mir entgegen, die die kurze Runde direkt nach Melnik fuhren und nun noch einen Abstecher zur Burg gemacht hatten. Die Burg lohnt sich, ein Blick vom Turm von einem früheren Besuch:

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Man sieht die Burg nur kurz durch die Bäume von der Serpentine aus, für ein Foto taugte der Blick nicht. Dafür gab es oben wieder reichlich Mohn in den Feldern:

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Die Tour war schön, man hatte einen weiten Blick über das Land. Nur heiß und schwül war es, wie in der Sauna.

In Melnik holten mich die anderen beiden ein. Dank ihres Navis fanden wir sofort zum Hotel, das recht gut war. Zum Abendbrot war es aber eigenartig still. Muss anstrengend gewesen sein. Ich war total verbrannt und grausam durstig. Mit Sonnencreme hätte ich wohl einen Hitzschlag fangen können.

3.Etappe (4.6.): Melnik - Horni Bradlo 135 km

135 km, 1000-1200 Höhenmeter, 22.9 km/h (5:54/7:30h), 19-34 Grad

Fegefeuer mit Donnergrollen

Vom Hotelfenster aus schaute die "Burg" herüber:

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Der Bick geradeaus ist allerdings in Tschechien leider auch nicht selten:

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Das Frühstück war auch gut, aber eines gilt immer noch: Käse z.B. können die Tschechen wesentlich besser als Kaffee. Weil die Jugend heute so träge ist, einigte man sich, erst 8.30 abzufahren. Nicht gut. 8.40 ging es los. Es war gleich früh warm und sonnig.

Bisher dachte ich, rechtselbisch unterhalb von Roudnice wäre das einzige Stück Tschechien ohne Berge. Nein, östlich von Melnik gibt es sogar eine richtige Ebene! Kaum zu glauben!

Das große Feld fuhr unruhig, Mary und Halina düsten ab. In Kostelec gab es einen "Massensturz" von mindstens zwei Leuten beim Linksabbiegen und einige Streiterei. Es stand außerdem wieder ein möglicher Feldweg an. Die Umgehung war klar. Ich fuhr in einer Zehnergruppe los und blieb bis zu den Bergen bei ihr. Die lief gut, wir blieben auf den Straßen, fuhren ausschließlich nach Karte und kamen gut durch.

Pro und kontra Navi

An dieser Stelle ein kurzes Wort zum Navi. Er ist eigentlich eine großartige Erfindung für das Fahrrad, obwohl er keinen Fahrweg per Tacho misst, so wie beim Auto. Aber es gab widersprüchliche Meinungen über die Genauigkeit. Ich muss mich da heraushalten, doch fest steht: Wer sich nur auf ihn verlässt und nicht auf die Karte schaut, fährt blind und ist im Problemfall verloren (z.B. bei Batterieausfall, gar nicht selten; außerdem werden von Autodieben GPS-Störsender eingesetzt, doch ich weiß nicht, wie weit die reichen).

Unsere Planung basierte wesentlich auf dem Navi, doch das kann nicht sein: Nicht jeder hat ein solches Gerät, es muss auch ohne gehen (auf komplizierte Technik darf man sich bekanntlich nie ausschließlich verlassen). Für das Rad fahren bin ich jedenfalls vom Navi noch nicht recht überzeugt. Gerade auf der 4. Etappe gab die Orientierung mit Karte und ohne Navi ein deutlich besseres Gefühl - man wusste immer, wo man ist.

Hitzeschlacht

Es wurde immer heißer, der heftige Wind blies bestenfalls von der Seite. Meistens aber von vorn. Ich führte zwar viel, doch dank der Gruppe klappte es mit der Orientierung recht gut (nicht, dass ich schlechte Orientierung hätte - nur kann man in der Gruppe nicht ständig auf die Karte schauen). Vor Kolin das erste Buffet nach zermürbenden 75km. Alles suchte den knappen Schatten.

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Wir fanden auch ohne Navi die Durchfahrt durch Kolin, verpassten allerdings das Stadtzentrum. Zwischendurch kaufte Kerstin noch eine Trinkflasche, weil ihre alte undicht wurde. Glück, dass wir in einer größeren Stadt waren. Ohne Trinken wäre das heute so etwas wie barfuß im sibirischen Winter.

Es ging weiter wie bisher: Gegenwind, flach, irre heiß. Die ausgeteilten Karten zeigten eine andere Route gegenüber der, die im Netz stand. Da hätte ich mir den Ausdruck sparen können.

In Zleby ein offenbar interessantes Schloss - keine Zeit für ein Foto in der Gruppe. Siehe Wikipedia. Vorher flohen wir aber in eine Tankstelle, weil Gewitter nahte. Siggi, Paul und andere Leipziger tauchten auch auf. Wieder kauften wir Getränke.

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Ich hielt sogar die Gruppe einmal auf, weil ich mit den Füßen aus den Schuhen heraus musste. Auch der Oberkiefer tat etwas weh. Bei diesen Temperaturen merkt man jedes Wehwehchen.

Vor Tremocnice wurden die Wolken ernsthaft dunkel. Ich machte ein Foto, die Gruppe war weg. Siggi und Paul fuhren unten entlang, ich den anderen nach. Wir kamen in die Eisenberge (Zeleznice Hory), es ging in Serpentinen an braunen Felsen hoch, als der Wolkenbruch begann. Ich zog mir nicht nur den Windstopper an, sondern schützte auch sofort Handy und Kamera mit extra Beuteln. Das war richtig, denn nun kamen Sturzfluten herab. Ich kletterte langsam hoch - bei Gewitter muss man nicht unbedingt mit dem Rad über freies Gelände fahren, hier unten war ich noch im Wald.

Den Rest der Strecke fuhr ich allein, der Regen hatte aufgehört. Es wurde bergig, vor allem nach Sec ging es sehr lange hoch. Wegen eines Konstruktionsfehlers meines Tachos sinkt die angezeigte Höhe nach Wolkenbruch und Sonne mit Hitze danach, daher habe ich evtl. 200 illegale Höhenmeter in der Rechnung.

Hinter Sec ging es hinab, links der Straße seltsame Kaskaden:

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Rechts ein "eingemauerter See":

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Danach folgte ein kurzer Tunnel, und plötzlich fand ich mich auf einer Staumauer wieder:

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Irre Gegend.

Die Thüringer Bergziegen waren die lange Runde über Prag gefahren und holten mich ein. Ob die etwas von dieser Gegend gesehen haben? Kann ja durchaus sein, gute Fahrer beobachten ihre Umgegend besser als Hobbybolzer. Mein Zimmerkollege Hartmut jedenfalls fuhr mit "Tachoguckern" und sah nichts, was er bedauerte.

Schon wieder wuchsen Wolkentürme:

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Zum Glück zeigte Peter Scheunemann den schwer zu findenden Abzweig zum Campingplatz. Navi ... oder einfach mal ein Schild aufstellen??

Wir wohnten bescheiden in Baracken:

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Aber es gab eigentlich nichts zu meckern, mehr war dort nicht zu erwarten. Anmutige Gestalten wandelten durchs Gelände:

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Das Essen war ordentlich:

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Hotelstandard wie in Melnik war nicht angesagt. Nur das Schwimmbad, auf das sich Mary so freute, war leer:

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Was bleibt da außer Hartz-IV-Sex (Trübsal blasen)?:

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Abends jagte ein Regenschauer den nächsten. Besser heute als morgen.

4.Etappe (5.6.): Horni Bradlo - Brno 158 km

123/158 km, 1500/2050 Höhenmeter, 22.5/22.1 km/h (7:00/10:15) 21-34 Grad

Fegefeuer mit scharfer Nachspeise

Das Frühstück fiel etwas dürftig aus, doch es war ja eine "Campingküche".

Gestern verpasste ich einige Fotos, deswegen wollte ich heute eher los. Jede Minute später heißt größere Hitze. 8:10 meldete ich mich bei Peter Scheunemann ab und düste los. 15:15 sollen wir am vereinbarten Treffpunkt vor Brno sein. Die letzten 11km geht es im geschlossenen Verband zum Ziel. Allerdings war das auf eine Abfahrtszeit von 8:00 berechnet ...

Die Sonne schien wieder, die Temperatur war sogar noch erträglich, nur blies selbstverständlich die ganze Zeit wieder Gegenwind, der später in der Hitze nicht mehr richtig kühlte. Der Schweiß läuft dadurch zwar nicht mehr so, doch dehydriert man blitzschnell.

Ich leistete mir nur einen Miniverhauer, weil die Straße 343 zwischendurch 344 heißt, aber ich hatte mir den nächsten großen Ort auch nicht gemerkt. Ansonsten schönes Fahren, schöne Gegend, sehr grün:

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Ein Buswartehäuschen, das offenbar so genügt, grüßte vom Rand:

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Später, in Rvacov, ein total schräges Haus, an dem lauter Puppen hingen:

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Wie erwartet kamen die Berge am Anfang (dachte ich mir so :-). Die waren aber nicht so schlimm, es ging nicht über 10% hinaus (wenn überhaupt). Fernsicht gab es keine, ringsum nur Wald und große Wiesen, und die waren schön bunt:

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Nach 30km holten mich die Ersten ein. - Manchmal fuhr man wie in einem grünen Tunnel:

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Das lange Tal vor Jimramov war toll und total ruhig. Wir fuhren weit versprengt.

Weniger berauschende Ortschaften wie Jimramov

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wechselten mit herrlicher Natur:

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In Dalecin kam ich ziemlich zeitig an und beschloss, wenigstens die erste der von Detlef vier vorgeschlagenen Extrarunden für die lange Strecke zu fahren. Klar kommen da Berge, aber es ist momentan saukalt, nur 32 Grad, da fährt sich das doch gut! Einen jüngeren Fahrer überholte ich mittendrin einmal, der auch mit der Hitze kämpfte. - Es ging immer bergan, nicht über 10%, durch eine total einsame Gegend:

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Die wenigen Ausblicke in der flimmernden Hitze waren nicht so toll -

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- aber es war ein interessanter und schöner Abstecher. Unten am Stausee

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wurde die Straße spiegelglatt und zu meiner größten Überraschung eben. Schließlich erreichten wir die Staumauer:

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Auf der anderen Seite wartete das erste Buffet. Ich hatte Hunger wie ein Wolf und konnte natürlich trinken wie ein Weltmeister. Die anderen, die die Normalroute gefahren waren, jammerten über einen üblen Fahrweg mit vielen Anstiegen. Ha, wieder mal den richtigen Riecher gehabt ;-) Um ehrlich zu sein: Ich hatte mir das auf dem Plan gar nicht angesehen, es war wieder keine offizielle Straße.

Der Mensch hofft, so lang er denkt, doch ein Blick auf die Karte zerstörte meine Hoffnung, dass es von nun an nur noch bergab im Tal gehen würde. Im Tal ja, doch es waren durchaus längere Anstiege eingebaut. Bei 34 Grad sind die ein Elend. Die Gegend war aber schön:

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Hinter Tisov mussten wir eine sehr verkehrsreiche Straße entlang. Plötzlich rief es von rechts: Ah, dort ist ein Imbiss von uns! Getränke gab es nur in der Tankstelle nebenan. Auch hier wäre ein Schild an der Straße gar nicht übel gewesen.

Jetzt kamen doch noch einmal Berge, wie die Karte verriet. Das überleben wir auch noch, wir sind ja gleich da.

Die Berge sind für einen frischen Fahrer nicht schlimm, ich war aber nicht mehr frisch. Ein paar Mal musste ich nach dem Weg fragen, doch die Anspannung löste sich ruckartig, als oben eine Burg auftauchte und es von links rief: Treffpunkt erreicht! Na Gott sei dank, viel brauche ich heute nicht mehr. Die Etappe war wunderbar, die allein hatte schon den Urlaub gelohnt.

Es war 14:40, noch 35 Minuten bis zum Treff. 123km, 1500Hm und 22.5 km/h. Immer mehr Fahrer trafen ein, doch bei weitem nicht alle. Die bestellte Polizei erschien, wir machten Gruppenfotos mit ihr und flaxten herum.

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Ein tschechischer Rennfahrer namens Josef tauchte auf, der u.a. bei der ITF Berlin-Paris dabei war. Er muss bei Jesus in die Lehre gegangen sein:

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Halina übte sich inzwischen im Modeln:

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Ich kämpfe immer mehr mit meinem Gewicht, doch dass jemand die Tour im 7. Monat macht, beeindruckte mich:

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Ein buntes Bild gaben die Rennfahrer ab:

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Kaum hat man die Quälerei hinter sich, beginnt man schon wieder zu blödeln.

Doch der Mensch denkt, Scheunemann lenkt. Es war 15:30, bei weitem noch nicht alle sind da. Peter verkündete inzwischen das "Kulturprogramm": Wir fahren Josef hinterher, oder auch Lenka vom Stadtrat, die mit einem MTB erschienen ist. Und die Polizei vornweg. Hä, was denn nun?

Anschließend eine Führung (welche Führung??), danach Dombesichtigung, Orgelkonzert, und wenn wir am Hotel sind, werden als erstes die Räder verladen. Danach 18:30 Abendbrot. Äh, und duschen? Wir waren total verklebt und fertig! Das Ganze geht doch nie auf, es waren immer noch nicht alle da.

Unerschöpflicher Einfallsreichtum

Was nun kam, konnte keiner auch nur ahnen. Ich lobe zwar auf meiner Bahn-Schwarzbuchseite den unerschöpflichen Einfallsreichtum nebst Chaos bei der Bahn, doch das Folgende toppte meine Erlebnisse noch.

Zunächst ging es nach 15:45 im Konvoi los. Vorn die Polizei mit Blaulicht, dahinter Scheunemann mit Gelblicht, dann Josef auf dem Rennrad, dahinter Frank im Auto, hinter ihm spurtete Mary immer wieder heran, und dahinter zog und stauchte sich das Feld in endloser Länge. Hinten passte keiner auf. Sollte dort nicht das Gelblicht sein?

Es ging die ganze lange Talsperre entlang, natürlich bergauf und bergab, denn wir waren ja in Tschechien. Halt, stop. Ihr fahrt jetzt bitte Josef hinterher. Der bog auf einen Radweg in den Wald ab. Ob schon alle da waren?

Der Radweg stieg kräftig an, aber was tut man nicht alles für eine kleine Abkürzung. Wir umfuhren eine Schranke, wir kamen an einem Wildgehege vorbei, nur eines blieb: Es ging hoch, nur hoch, und es war irre schwül und heiß. Der Weg war schmal, nur zwei Fahrer passten nebeneinander. Wohin wollten wir nur? Was mochte hinten passieren - was nun, wenn einer Panne hat oder zurückbleibt oder Schlimmeres? Unsere Bemerkungen wurden immer giftiger. Aber man konnte ja nichts anderes machen als einfach weiterzufahren.

Das nahm immer noch kein Ende. Der Stress wuchs. Endlich waren wir oben, in einem Wald mit Wanderwegweiser. Josef bog nach links ab. Wir riefen: "Anhaaalten!! Es sind noch nicht alle da!!" Und die vorn fuhren stur weiter. Einer muss Josef gesagt haben, dass alle da sind. Wir zogen uns in die Länge, aber ich hatte echt Angst: Wenn hier einer abgehängt wird und an diese gottverlassene Kreuzung kommt, der ist verloren. Keiner wusste ja, wohin wir fuhren und warum.

Was soll ich sagen - es ging NOCH weiter hoch. Die Flüche wurden nun ernsthaft übler. Manche fuhren auf dem letzten Zahn, keuchten sie. Und kein Ende, nur Wald.

Irgendwann hörte man Motorräder jaulen - da musste eine Straße sein. Am Waldrand, nach endlosen Kilometern (ich denke, es waren deutlich über 10 oder sogar 15, auf jeden Fall 250 Höhenmeter), stand unsere Polizei. Hä? Schon wieder wollte man einfach weiterfahren. Gebrülle, die fahren trotzdem. Mir platzte der Kragen, ich schrie wie am Spieß: "ANHAALTEN!!!!" (welcher Fluch hinterher kam, weiß ich nicht mehr). Das wirkte. Ich glaube, da hat sich bei einigen einfach das Gehirn abgeschaltet.

Und wir fuhren ... ins Motodrom von Brno. Daher das Motorradgeräusch, die fuhren gerade Training. Das war also die von Scheunemann versprochene "Führung". Es war schon spät, es war viel zu spät. Offenbar war geplant, dass wir auf dem Ring eine Runde fahren dürfen. Wurde erzählt. Niemand wusste Genaues, wie ab sofort üblich. Kostet eigentlich auch Geld. Aber klar, wenn man derart breit wie wir dort oben ankommt, hat man eigentlich kein anderes Bedürfnis mehr, als eine Extrarunde zu fahren.

In der Praxis durften wir erst einmal die Schulbank drücken und lernen, wie viele Rechts- und Linkskurven die Bahn hat und was ihre Besonderheiten sind. Ich persönlich brenne ja wie eine Fackel für Motorsport, habe nicht einmal eine Fahrerlaubnis ... jaja, es gibt Leute, die treiben lieber selbst Sport, als sich von so etwas faszinieren zu lassen. Begeisterung war jedoch angeordnet. Und Scheunemann verteilte Trinkwasser aus dem Automaten. Immerhin.

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Ich hörte nicht mehr zu. Interessanter war für mich, durch Mitziehen der Kamera mal einen der Fahrer scharf aufs Bild zu bekommen:

(Foto)

Das hatte natürlich nichts mehr mit Detlefs Tourenplanung zu tun. Er zeigte mir auf der Karte, wo wir sind: Ach du Scheiße, wir sind ja von Brno WEG gefahren! Da kommen locker noch 20km zusammen, und die werden nicht eben sein.

Waren sie auch nicht. Das mit dem Konvoi klappte nun besser, hinten fuhr natürlich trotzdem keiner. Stressig blieb es naturgemäß. Mein Zimmerkollege hatte eine Panne, ein Transportfahrzeug gab es nicht, er musste allein zurechtkommen. Aber Frank begleitete ihn mit dem Auto nach Hause und hielt ihm die Spur frei. Dafür nochmals Dank an ihn an dieser Stelle.

Unfassbar - wir waren am Hotel! Nix Dom, nix Orgel, logo. Es war 18:25. Über 10 Stunden Fahrt, 35km extra mit 550Hm zusätzlich. Nein, so fett war die Fehlplanung bei einer Jedermann-Friedensfahrt noch nicht gewesen (ich spreche nicht von Fernfahrten - vgl. Berlin-Neapel 2000 ).

Peter Feige hatte ein Panne und strahlte. Keiner hatte es bemerkt, er kam allein und direkt und stressarm zum Hotel.

Abendbrot sollte es in 45 Minuten geben. Zimmerverteilung, Auspacken, Duschen , Umziehen - machen wir mit links. Tatsächlich kam mein Zimmerkollege noch rechtzeitig an, wir erschienen beide mit wenig Verspätung im Speisesaal. Das wirklich gute Essen besänftigte die geschundene Seele etwas. Scheunemann bewachte inzwischen unten unsere Räder im Durchgang.

Nach dem Abendbrot begann das Verladen der Räder. Da diese an drei Stellen ausgeladen werden sollten (Dresden, Leipzig, Berlin), gab es einiges an Planung und Logistik, was einschließlich der Packerei die Rennfahrer selbst übernahmen. 22:00 war alles im Kasten. Eigentlich hätte es 18:00 sein müssen (15 Minuten für Duschen und Umziehen), inklusive Dombesichtigung und Orgelkonzert. Dies, lieber Leser, ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

So versaut man einen schönen Tag.

Die meisten fanden sich in einer Gaststätte wieder, wo es weitere Highlights gab - so sollten Frank und Mary am nächsten Tag schon 6:00 ohne Frühstück mit dem Auto heimfahren, wo doch der Zug erst 13:35 abging.

Stadt und Heimfahrt (6.6.)

Von diesem Tag wussten wir nur "Stadtführung" und "Zug". Gerüchteweise ein Empfang beim OB. Stadtführung mit Bus? Wo ist der Bahnhof? Wie kommen wir hin? Wann fährt der Zug? Wer hat die Fahrkarten? Gibt es beim Empfang etwas zu essen? Solche langweilig-praktischen Dinge wurden nicht besprochen am Abend vorher. Christel, Peters Frau, gab uns immerhin Straßenbahnfahrscheine. Welche Linie?

Mary und Frank waren noch da. Alles umgeplant, die Dresdner Räder kommen zu ihnen, da können sie auch erst mittags fahren. In Leipzig werden sie bei Siggi Wustrow ausgeladen, Detlef darf wohl in Berlin dann Wache halten ...

Christel bemerkte, dass wir ja das Gepäck noch irgendwo lassen müssen (aha, wohl kein Bus) und organisierte einen Raum im Hotel. Schweres Lob von Peter.

9:00 kamen zwei Stadtführerinnen, die uns in zwei Gruppen führten. Die normalen Straßen erschienen mir nicht so berauschend:

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Aber es gab große, imposante Gebäude, z.B. das Verwaltungsgericht

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(mit Richterin), die Kunstakademie,

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die Mährische Galerie ...

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Wir liefen hoch zur Festung Spilberk

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und sahen Brno von oben:

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Der Eindruck war gemischt. Der Sozialismus hatte ziemliche Spuren hinterlassen.

Einer von uns wurde gleich von zweien angesprochen, dass Münchhausen auf der KUGEL saß, und außerdem noch anders herum:

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In Nähe der Kathedrale wurde es dann aber sehr schön:

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Bei diesen Gestalten musste ich an uns gestern abend denken:

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Der Freiheitsplatz ist eines der großen Zentren und typisch:

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Abgeschlossen wurde die Führung in Neuen Rathaus - richtig, nun kam der Empfang. Virtueller Sekt mit virtuellem Essen, eine virtuelle Ansprache ... Peter Scheunemann wäre bestimmt gern dabei gewesen:

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Sein Geist schwebte mit.

Nach 10 Minuten war alles vorbei (wir wussten nun, dass wir tolle Radfahrer sind und Brno besuchen). Wir durften noch ein wenig das museale Haus besichtigen:

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Zu Fuß ging es nun zum Hotel, an einem originellen "Abdichter" vorbei:

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Die Straßenbahnfahrt (von der Stadtführerin wussten wir inzwischen, welche Linie) ging schnell, war aber wieder so heiß.

Der Hauptbahnhof war von außen wie von innen schön:

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Es lief so weit alles problemlos, bis Decin. 6 Minuten Verspätung von Budapest bis zur deutschen Grenze, sauber. Dann aber war Schluss. Nein, kein Bahnbashing diesmal, bei uns hatten schwere Unwetter gewütet und einen Baum auf die Oberleitung geworfen. Nach zwei Stunden ging es weiter. Im geschlossenen ICE zu hocken wäre wesentlich unangenehmer gewesen.

Am nächsten Tag holte ich mein Rad von Mary ab und fing mir 1km vor der Wohnung noch einen Platten ein (Glasscherbe auf dem Elbradweg).

Was bleibt? Ein verbrannter Zwinki -

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das übliche Chaos in der Wohnung nach Auspacken und Wäsche -

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und eine Riesenmasse an tollen Erinnerungen, die ich erst einmal verdauen muss ... und strenge Vorbehalte, nochmals eine Tour mit Rücktransport bei unserem "bewährten Anbieter" mitzumachen. Und sich abzuseilen, wenn's brenzlig wird.

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